Plattfuss – Knick-Senkfuss - Pes planovalgus et abductus

Was ist ein Plattfuss?

Plattfuss mit typischen klinischen Zeichen: Abflachung der Längswölbung und hervortretende Mittelfuss-Knochen; Abduktion des Vorfusses; fehlende Varisierung der Ferse beim Zehenspitzenstand aufgrund der fehlenden Funtkion der Tibialis posterior Sehne; vermehrte Vorfuss-Abduktion mit sichtbar mehr Zehen auf der betroffenen Seite rechts als auf der gesunden Seite links.

Der Plattfuss oder in der Umgangssprache „Knick-Senkfuss“ beschreibt eine Abflachung der Längswölbung respektive des Fusses auf der Innenseite. Diese Fehlstellung zeigt sich in allen 3 Achsen des Raumes, welche im lateinische Namen Pes planovalgus et abductus repräsentiert werden: Planus bedeutet die Abflachung der Längswölbung (Senkfuss), Valgus bedeutet die X-Stellung des Rückfusses und der Ferse, abductus bedeutet, dass der Mittel- und Vorfuss sich nach aussen drehen (so wie bei den Füssen von Charlie Chaplin) (Abb. 1). In Abhängigkeit des Leitsymptomes und der genauen Konfiguration der Fehlstellung wird die entsprechende Therapie mit dem Patienten individuell besprochen.

Welche Symptome treten bei Betroffenen auf?

Häufigste Symptome des Plattfusses sind Schmerzen auf der Innenseite des Fusses entlang des Verlaufes der Tibialis posterior-Sehne (vom Mittelfuss ziehende Schmerzen hinter dem Innenknöchel bis in den Unterschenkel), ein vorderes Schienbeinkantensyndrom (Schmerzen dem Schienbein entlang auf der Vorderseite, da die Muskeln versuchen den Fuss aufzurichten), Schmerzen im Mittelfuss und Entwicklung einer Arthrose, eine seitliche Einklemmung zwischen dem Wadenbein und der Ferse (laterales Impingement), eine Entzündung der Plantarfaszie (Fasziitis plantaris, Fersensporn), sowie die Entwicklung eines Spreizfusses (Abflachung des Fuss-Quergewölbes mit fächerförmigem Auseinanderweichen der Mittelfusschnochen) und seinen Folgeerscheinungen (Hallux valgus, Metatarsalgien, Krallenzehen, Hammerzehen, Bunionette).

Was sind mögliche Auslöser/Ursachen für Plattfuss?

Ein Plattfuss kann angeboren oder erworben sein. Es ist normal, dass Kinder in der Adoleszenz vorübergehend einen Plattfuss entwickeln. Ohne Krankheitssymptome bedarf dies keiner Behandlung und es muss der Abschluss des Wachstums abgewartet werden. Sollte dann ein Plattfuss vorhanden sein, sollte dieser frühzeitig therapiert werden, in gewissen Fällen auch dann, wenn noch keine Symptome vorhanden sind, wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass der Patient in 10-20 Jahren symptomatisch wird. Hat die betroffene Person zusätzlich einen stehenden oder gehenden Beruf (z.B. Koch, Polizist, etc.), lohnt es sich doppelt, frühzeitig gewölbeabstützende Einlagen zu verordnen und eine physiotherapeutische Instruktion zu aufrichtenden Fussübungen durchzuführen.

Der erworbene Plattfuss tritt am häufigsten bei Frauen um 50 Jahre auf. Die Ursache dann ist, dass die Schwerkraft jahrzehntelang den Fuss nach unten flach drückt. Die Tibialis posterior Sehne arbeitet beständig gegen diese Schwerkraft an. Daher ist es auch normal, dass die Schuhgrösse während des Verlaufes des Lebens um ca. 1-2 Nummern zunimmt. Mit der Zeit kann die Tibialis posterior Sehne ermüden – sie wird überlastet und degeneriert schliesslich. In dieser Verfassung kann sie ihre Funktion nicht mehr ausüben.

Was für Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Man unterscheidet insgesamt 4 Grade bei einem erworbenen Plattfuss:

Grad 1

Dies ist eine reine Entzündung der Tibialis posterior-Sehne typischerweise nach erhöhter sportlicher Betätigung wie langem Rennen (Marathon) oder Tanzen. Als Behandlung reicht eine Sportkarenz, entzündungshemmende Salben und Medikamente. Eine Fehlstellung muss (noch) nicht vorhanden sein in diesem Stadium.

Grad 2

Hier besteht bereits eine deutliche Plattfussdeformität, welche jedoch noch flexibel ist, d.h. in der Untersuchung in die normale Position aufgerichtet werden kann. Diese wird in erster Linie konservativ behandelt mit dem Rezeptieren von Einlagen sowie Physiotherapie zur Schulung von aufrichtenden Fussübungen, ähnlich wie man eine Physiotherapie mit Rückenschule macht. Zusätzlich kann das Tragen von gutem Schuhwerk helfen, welche die Einlagen abstützen. Bei sehr weichem oder ausgetragen Schuhwerk haben die Einlagen weniger Halt und können den Fuss weniger stützen. Sollte die konservative Therapie nicht genügend Linderung bringen, dann erfolgt eine Operation. Bei dieser wird in erster Linie gelenkserhaltend vorgegangen und mit Osteotomien (Knochendurchtrennungen) und Weichteileingriffen der Plattfuss korrigiert: Z.B. lateral verlängernde Kalkaneusosteotomie (sogenannte Evans Osteotomie), eine medialisierende Fersen-Verschiebeosteotomie, eine Mittelfuss Osteotomie (Cotton), eventuell Mittelfuss-Versteifung (Miller Arthrodese), zusätzlich Weichteileingriffe wie ein Transfer der Flexor digitorum longus Sehne auf die Tibialis posterior-Sehne sowie eine eventuelle Naht oder Entfernung der entzündeten Schleimhaut (Synovektomie) der Tibialis posterior-Sehne.

Grad 3

Hier besteht eine fixierte Deformität, welche nur noch über eine korrigierende Versteifung von Gelenken korrigiert werden kann. Dies ist typischerweise die sogenannte Triple- oder Double-Arthrodese mit Versteifung des unteren Sprunggelenkes sowie des Talonavikulargelenkes. Eventuell muss auch das calcaneo-cuoboidal Gelenk (Triple-Arthrodese mit Einschluss des calcaneo-cuoboidal Gelenk  abhängig der Sprachregion) miteinbezogen werden.

Grad 4

Hier ist auch eine Abkippung im oberen Sprunggelenk vorhanden. Dann müssen die Innenbänder gerafft werden und eventuell mit einem Sehnentransfer verstärkt werden.

Wie ist die Nachbehandlung nach einer Plattfuss Operation?

Nein. Die Kalkablagerung per se macht keine Symptome und ist nur ein Ausdruck einer chronischen Entzündung. Behandelt werden muss die Entzündung. Das Entfernen des Fersensporns hat vielmehr das Risiko, dass im Bereich der Operation dann aufgrund der Narbe an der Fusssohle chronische Schmerzen bestehen bleiben.

Welche Risiken hat eine Plattfuss Operation?

Da Plattfuss-Operationen sehr komplexe, aus mehreren Teilschritten bestehende Eingriffe sind, benötigen sie oft eine Vielzahl von Hautschnitten an verschiedenen Stellen des Fusses. Dies bedingt eine starke postoperative Schwellungsneigung des Fusses und ein bedeutendes Risiko für Wundheilungsstörungen. Desweiteren kann es vorkommen, dass eine Osteotomie oder eine Versteifung nicht heilt. Dies tritt bei 10-30% Fälle abhängig von der Art des Eingriffs auf (z.B. heilen die Miller Arthrodesen nicht so gut).

Kommt eine Plattfuss Operation immer gut?

Wichtigster Faktor für die Zufriedenheit des Patienten ist die umsichtige, gut evaluierte und gezielt gewählte individuelle Operationsstrategie. Grundsätzlich rechtfertigt der Leidensdruck und nicht das optische Ausmass der Deformität eine Operation. Sind diese beiden Grundsätze berücksichtigt, ist die überwiegende Mehrzahl der Patienten nach einer Plattfuss-Operation zufrieden und konnten ihre Leistungsfähigkeit sowohl betreffs Bewegungs-Dauer und Sportfähigkeit wie auch insgesamt Lebensqualität und Teilnahme am Leben deutlich steigern..

Weitere Informationen zum Thema (tiefergehendes Wissen)

Weitere Informationen zu Fasziitis plantaris und den genannten Behandlungen finden Sie unter:

Plattfuss beim Erwachsenen

Plattfuss

Plattfuss bei Kindern

Plattfuss flexible Stellung

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